Boethius as a Paradigm of Late Ancient Thought by Böhm Thomas; Jürgasch Thomas; Kirchner Andreas
Autor:Böhm, Thomas; Jürgasch, Thomas; Kirchner, Andreas
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter
veröffentlicht: 2014-09-03T16:00:00+00:00
Die Consolatio bietet darüber hinaus weitere Ansatzpunkte raumtheoretischer Interpretationen – bspw. hinsichtlich der Betrachtung des Weltenraums, der rechten Verortung von Vorsehung und Schicksals, der Relativierung der Zeiträume durch die Konfrontation mit der Ewigkeit, der Frage nach dem Zufall als Umweg (devia) etc.
3. Die wahre Heimat
Der Terminus patria (Heimat) selbst lässt sich zwar „nur“ sieben Mal in der Consolatio finden,617 doch darf deshalb die wesentliche Bedeutung dieses Motivs zum Verständnis des Werkes nicht unterschätzt werden. Was ist über die wahre Heimat (patria) in der Consolatio ausgesagt? Eine ausführlichere Erwähnung jener Heimat findet sich bereits im ersten Buch der Consolatio (I,5,5).618 Die Philosophia diagnostiziert die Ferne des Erzählers von der eigentlichen Heimat, eine Ferne, die allerdings nicht durch ein Außen, sondern allein durch ihn selbst verursacht sein müsse (non quidem pulsus es, sed aberrasti), da keine äußere Macht über jene Heimat verfügen könne.619 Der Zustand des Erzählers wird dabei als derart kritisch erkannt, dass er nicht einmal mehr von dieser Heimat wisse. Der enge Zusammenhang zwischen eigenem Zustand und jener Heimat sowie deren eindeutige Entgegensetzung zur äußeren, erscheinenden Welt wird schon hier durch die Philosophia nachdrücklich betont: „Wer von seinem Wall […] umschlossen wird, hat nicht zu fürchten, dass er je seine Verbannung verdiene. Aber wer aufhört, diesen Wohnsitz zu schätzen, hört gleicherweise auf, ihn zu verdienen. Deshalb bewegt mich nicht so sehr das Angesicht dieses Ortes, und ich suche lieber als die mit Elfenbein und Kristall geschmückten Wände deiner Bibliothek den Sitz deines Geistes auf.“620 Dieser Hinweis wirkt umso stärker, als der Erzähler noch vorab seine Verzweiflung durch den Hinweis auf den äußeren Aufenthaltsort rechtfertigen zu können glaubte.621 Interessant ist hier auch das Motiv des Walls, welches wiederkehrt (I,3,45; I,5,16; I,6,21; II,m4,20). Ist jener vorhanden, so wirkt er als Schutz der mens und also des geistigen Raumes. Die Bedeutung des Walls lässt sich an einem an anderer Stelle von der Philosophia gebrauchten Pflanzen-Bild, welches explizit mit der Zuordnung von Innen und Außen spielt, einsehen: „Ist nicht stets das Weichste, wie etwa das Mark, im Innern verborgen, stellt sich nicht weiter draußen das feste Holz, am äußersten Rande aber die Rinde wie eine ausdauernde Verteidigung gegen die Unbilden der Witterung dar?“622 Das Außen ist also zum Schutz des Innens, und das Innere ermöglicht Leben und Wachsen.
Ist Boëthius also nun, nachdem er durch die Philosophia aus der Zelle der Welt geführt wurde,623 angekommen im inneren Raum, so kann ihn auch das Urteil der weltlichen Richter nicht länger binden. Zum einen kann dieser letzte Satz als moralischer Appell an diejenigen, die ihm willentlich dies unrechte Urteil durch Verleumdung angelastet haben, gelesen werden. Wichtiger aber ist, dass dieser Schluss deutlich macht, dass die weltlichen Richter für denjenigen, der sich ihrer Verfügungsgewalt durch die philosophische Erkenntnis entzogen hat, keinerlei Geltung mehr haben. Doch heißt dies selbstredend nicht, dass die Konsequenzen den Philosophen in der Welt nicht mehr erreichen. Sein Körper bleibt angreifbar und sterblich, doch der Tod ist nur ein weiterer Schritt auf den zu, der eben alles sieht und auch jene Richter richtet. Gerechtigkeit ist
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